Gute Beispiele für ekhn2030
„Die Zukunft der Kirche hat längst begonnen“
Die Veranstaltung stieß mit in der Spitze 219 Teilnehmern auf großes Interesse. Für Dekan Arno Kreh, der Anregungen für die Gestaltung von Nachbarschaftsräumen gab, kann es bei ekhn2030 nicht allein um einen effizienteren Einsatz von Ressourcen gehen. „Das ist zu wenig. Denn wir sind einem Auftrag verpflichtet“. Der laute „Geht hinaus in die Welt“ (Mt28). Dieses Ziel müsse gut kommuniziert werden.
Bei der Bildung von gemeindlichen Nachbarschaften müssten die Bedürfnisse der Menschen vor Ort ernst genommen werden“, forderte Arno Kreh. Als Beispiel führte er einen Pfarrer an, der einen Opa mehrfach besucht und sein Enkel konfirmiert habe. „Dieser Pfarrer sollte auch den Opa bestatten und nicht sagen. An diesem Tag ist mein Kollege an der Reihe.“
Nicht jede Zielgruppe sei regional ausgerichtet. „Eltern wollen nicht ständig Taxi sein für ihre Kinder.“ Hier seien Angebote vor Ort notwendig. Andere, die sich zum Beispiel für anspruchsvoller Kirchenmusik interessieren, seien eher bereit Anfahrtswege in Kauf zu nehmen. Nachbarschaften brauchen nach Überzeugung des Dekans zudem Verbindlichkeit. „Sie sollten nicht davon abhängen, ob der nächste Kirchenvorstand Lust auf Nachbarschaft habe.“
Wer neue Wege beschreite, gehe immer auch ein Risiko ein. Arno Kreh plädierte deshalb für Wagemut und eine Toleranz bei Fehlern. „Wir brauchen eine Fehlerfreundlichkeit.“ Kooperation brauche zudem Koordination. Der Koordinationsausschuss als verbindendes Organ sollte Entscheidungskompetenz haben.
Der Bergsträßer Dekan machte deutlich, dass Nachbarschaften unterschiedlich seien. Es gebe nicht den Königsweg, der für alle verbindlich ist. Den Gemeinden sollte deshalb Zeit gelassen werden, eine Haltung zu den Nachbarn zu entwickeln. Einschränkend fügte er hinzu, dass die EKHN die Bildung von Nachbarschaften forcieren wolle. Damit gebe es einen gewissen Zeitdruck.
„Kommunikation ist das A und O“
Jasmin Setny stellte den Kooperationsraum „Evangelisch in Heppenheim“ vor, der Anfang 2020 gestartet wurde. Die Heilig-Geist-Gemeinde und die Christuskirchengemeinde seien nach wie vor eigenständig mit eigenständigen Kirchenvorständen. Doch die Pfarrer bzw. Pfarrerin seien nicht mehr jeweils für die eine oder andere Gemeinde zuständig, sondern für beide. Ziel sei die Bildung eines Verkündigungsteams, zu der auch die Gemeindepädagogin gehöre.
„Kommunikation ist das A und O bei der Gestaltung des Kooperationsraums“, betonte Pfarrerin Setny. Die Gemeinden hätten einen Öffentlichkeitsausschuss gebildet. Mittlerweile gebe es einen gemeinsame Homepage und einen gemeinsamen Gemeindebrief. Und ein neues Logo mit den beiden markanten Kirchtürmen mache nach außen eine gemeinsame Identität deutlich.
Während früher in beiden Kirchen zeitgleich die Sonntagsgottesdienste gefeiert wurden, gebe es jetzt einen Gottesdienst um 9.30 Uhr und für Ausgeschlafene um 11 Uhr. Die Mitglieder der beiden Gemeinden würden sich dadurch mischen und die Gemeindegrenzen fließend werden. „Den meisten ist es egal, zu welcher Gemeinde sie gehören, Sie sind an Angeboten interessiert und schauen, was sie brauchen“, erklärte die Pfarrerin.
Jetzt gehe es darum, die Verwaltungskooperation anzustoßen. Die noch getrennten Gemeindebüros könnten dann unter einem Dach zusammengefasst und damit die Öffnungszeiten erweitert werden. Ein Perspektivausschuss soll nach Angaben von Jasmin Setny klären, was für den Kooperationsraum was verzichtbar sei, was „Evangelisch in Heppenheim“ behalten und ausbauen wolle und was es dafür an Räumlichkeiten brauche.
Mutmachende Beispiele
Von den insgesamt vier vorgestellten Praxisbeispielen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern – darunter der Verfasser dieser Zeilen – aus Zeitgründen nur zwei verfolgen. Das war auch der einzige Kritikpunkt an der Online-Veranstaltung.
„Die Zukunft der Kirche hat längst begonnen“. Mit diesen Worten brachte der Leiter der Ehrenamtsakademie Steffen Bauer die Vorträge und Diskussionen auf den Punkt. Unisono gab es Lob für die „informative“ Veranstaltung. In einem Chatbeitrag, der stellvertretend für viele steht, war zu lesen: „Die vorgestellten Beispiele machen Mut“.
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